Ob alle auf brutalistwebsites.com enthaltenen Webseiten absichtlich ironisch und gegen Regeln / Normen gestaltet wurden lässt sich nicht eindeutig beantworten. Einige Webseiten sind bewusst dagegen gestaltet, andere nicht. Die Webseite des Professors Guido Menzio: web-facstaff.sas.upenn.edu/~gmenzio, die sich am unteren Ende der Webseite brutalistwebsites.com auffinden lässt, wurde beispielsweise nicht absichtlich gegen Webgestaltungsnormen gestaltet. In einem Interview zu seiner Webseite erklärt er auf die Frage, warum er eine Brutalism Website hat: Funny. I did it overnight when i was about to go on the academic job market back in 2004 (Menzio o.J.). Daraus lässt sich schließen, dass die Webseite nicht den Normen entspricht, weil es so beabsichtigt wurde. Bei den meisten hochgeladenen Webseiten wird die Ironie bzw. das bewusste gegen die Norm gestalten zum einen durch die Webseite selber deutlich, zum andern sprechen Gestalter der brutalistischen Webseiten selber in Interviews darüber. Ein Beispiel für ein solches Interview in dem es sehr deutlich wird, ist das Interview mit Joan Alvares zu der Webseite poko.ad. Mit der Webseite will er nicht nur die Normen der Gestaltung hinterfragen, er hinterfragt Webseiten generell: Not sure if its a website. It’s ‚user-unfriendly‘, a bit annoying and quite disappointing if you expect to know all about a company just by typing its name in a browser. Maybe it’s an unwebsite... and that is what makes it brutalist. Maybe. (Alvares o.J.). Deutlich wird aus dieser Antwort aber auch, dass sich die Webseite auch gegen Webgestaltungsnormen richtet, insbesondere gegen Usability und User Experience.

Im Interview mit Ben Tan zu seiner Webseite americanmillenni.al antwortet er auf die Frage warum er eine Brutalism Website hat, dass ihm ein Freund diesen Stil gezeigt hat. Ihm wurde der Sinn dieses Stils sofort klar, weswegen er den Gedanken hinter dieser Art des Gestaltens für sich entdeckte und ihn für weitere digitale Designs nutzt. Auch ihn störten immer gleich aussehende Webseiten von Filmemachern, weswegen er sich bewusst gegen eine ähnliche Gestaltung entschied.

Bei den Webseiten von TIGHT Top 2018 (en-2018.tight.media) und Vincent Van Dijck (devlieg.eu) ging es in erster Linie nicht um das Brechen von Regeln und Normen, sondern darum, dass es Spaß machen sollte die Webseite zu benutzen. Vincent Van Dijck vergleicht seine Webseite mit dem Brutalism und stellt fest: Gallery De Vlieg and Brutalism in the www; both unorthodox, a bit provocative, slightly unpleasant and a lot of fun [...] (Van Dijck o.J.).

Eine brutalistische Webseite muss nicht immer mit dem Gedanken erstellt worden sein, sich gegen einen Stil zu richten, Normen bewusst zu missachten oder provozieren zu wollen. Ein ebenfalls zu beachtender Grund kann sein, dass diese Art der Gestaltung vom Gestalter als ästhetisch betrachtet wird. Als Gegenbewegung wird der schlechte Geschmack zum Guten erhoben – einem guten schlechten Geschmack erklärt Dr. Sebastian Löwe, der als wissenschaftlicher Mitbarteiter im Fachbereich Design an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Berlin unter anderem zur Ästhetiktheorie forscht. Ästhetizisten deuten Dinge um, die ihrem Geschmack nicht entsprechen, so dass sie diese am Schluss doch ästhetisch genießen können. Sie finden etwas Schönes im Hässlichen, etwas Ansprechendes im Ekeligen (Löwe 2018).

Screenshot von Guido Menzio Screenshot von Guido Menzio

Sceenshot der Webseite Guido Menzio

Screenshot von Guido Menzio

Die mobile Ansicht der Webseite von Guido Menzio