Unteren gibt es weitere Beispiele von Webseiten :)

Wenn man den Web-Brutalismus also tatsächlich wörtlich nimmt und nach den oben festgelegten Kriterien geht, die die brutalistisch architektonischen Bauwerke ausmachen, dann entsprechen viele der dargestellten Webseiten auf brutalistwebsites.com nicht dem, was eine brutalistische Webseite ausmacht. Viele der ausgestellten Webseiten auf brutalistwebsites.com lassen sich anderen ähnlichen Kategorien zuordnen.

Laut Pascal Deville lehnt sich die Bezeichnung „Web Brutalism“ zwar an die Stilrichtung des architektonischen Brutalism an, jedoch würde es bei den hochgeladenen Webseiten um mehr als nur den Designstil gehen. Für ihn verstehen sich die brutalistischen Webseiten als eine Haltung, als [...] eine Gegenbewegung zu den perfekt gestalteten und durchdachten Websites (Deville 2017). Ihm geht es mehr um die Überlegungen, die hinter den Webseiten stecken, um die Differenzierung, um das Brechen von Regeln und die Kunst, daraus eine bessere Lösung der Aufgabe zu erzielen. (Deville 2017). Brutalism Websites richten sich gegen vorherrschende Webdesign Normen wie die der User Experience. Es geht also nicht mehr darum, dem User ein positives Gefühl zu vermitteln, aber dennoch spielt das vermittelte Gefühl bei jeder brutalistischen Webseite eine wichtige Rolle. Das optische Design der Webseite spielt auch für Deville eine eher nebensächliche Rolle. Da es sich beim Brutalismus weniger um eine visuelle Stilrichtung handelt, sondern um eine Haltung, ist die Variation innerhalb der Sammlung entsprechend groß. Gemeinsam haben die Seiten aber alle, dass sie ein klares Statement setzen. (Deville 2018). Dennoch haben sie auch optische Gemeinsamkeiten.

Der erste und einzige Satz auf der Startseite von brutalistwebsites.com lautet: Brutalist Websites – In its ruggedness and lack of concern to look comfortable or easy, Brutalism can be seen as a reaction by a younger generation to the lightness, optimism, and frivolity of today‘s web design (Brutalist Websites).

Durch das Brechen von Webdesign Normen / Regeln erhalten die auf brutalistwebsites.com ausgestellten Webseiten einen so hohen Grad an Individualität und Variation, dass es nur schwer möglich ist, sie in feste Kategorien bzw. Cluster einzuteilen, wie auch Deville sagt. Während alle brutalistischen Webseiten ein spezielle Haltung vermitteln, enthalten einige brutalistische Webseiten gestalterisch gesehen ein unprofessionell, ironisch und provokatives gestaltetes Erscheinungsbild. Andere brutalistische Webseiten haben ein professionelles, wesentlich minimalistischeres, aber dafür außergewöhnliches Design. Wieder andere Webseiten beinhalten ein Mischverhältnis aus ironisch und professionell und verwenden vergleichsweise viele Effekte, Animationen und Funktionen, und noch andere sind aufs Wesentlichste reduziert, fast minimalistisch aber wirken dabei ebenfalls unprofessionell und ironisch. Daraus wurden die folgenden Kategorien entwickelt, die sich untereinander mischen und einer Brutalism Webseite mal mehr, mal weniger zutreffen. Wichtig dabei zu beachten ist, dass eine Kategorie alleine nicht zwingend eine brutalistische Webseite ausmacht z. B. kann eine Webseite aufs Wesentlichste reduziert / minimalistisch / modern sein, aber ist dadurch nicht brutalism:

1. Echt brutalistisch / Roh / Ungestylet, wie bei Kapitel 5.2 beschrieben
2. Ironisch / Provokativ / Ugly / Bewusst unprofessionell
3. Aufs wesentlichste reduziert / Minimalistisch / Modern
4. Professionell aber außergewöhnlich
5. Viele Effekte, Animationen und Funktionen

Zur Veranschaulichung werde ich zu jeder Kategorie mit ein bis zwei brutalistischen Webseiten arbeiten, um an ihnen Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Charakteristika fest zu machen. Die o. g. Kategorien brutalistischer Webseiten überschneiden und mischen sich jedoch häufig, wodurch die gewählten Webseiten durchaus auch anderen Kategorien zugeordnet werden könnten.

Ironisch gestaltetes Erscheinungsbild, mit interaktiven Effekten und / oder Animationen

Professionell wirkendes, wesentlich minimalistischeres aber außergewöhnliches Design

Vergleichsweise viele Effekte, Animationen und Funktionen

Aufs wesentlichste reduziert, wirken dabei unprofessionell und ironisch

Bei brutalistischen Webseiten werden die gestalterischen Möglichkeiten, die das Web bietet genutzt, wie zum Beispiel die leuchtenden Farben des Bildschirms, Videos und Animationen sowie Interaktionen mit dem User. Diese werden in vielen Fällen auf eine andere Weise genutzt als vorgesehen. Ein Beispiel dafür ist die genannte Webseite davidpenuela.com, die den hover-Effekt nicht zum Hervorheben von Links nutzt, sondern um den Text erst sichtbar zu machen. Es wird also das Gegenteil von dem gemacht, was Boris Müller schrieb. Das große Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten wird auf eine kreative Weise ausgenutzt.